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Die Eibensteins sind in neun Generationen Glasmeister, Glasmacher und in
den letzten 100 Jahren Glasfabrikanten gewesen.
Die älteste Urkunde aus dem 17.Jh. weist nach Salla bei Köflach in der
Steiermark.
Der erste nachweisbare Eibenstein ist Johann, 1660 erstmals genannt in den
Taufmatriken seiner Kinder in Salla. Sein Sohn heißt George (siehe Faksimile
unten).
Etwa im Jahre 1677 verläßt Johann Eibenstein zusammen mit seiner Frau und
seinen sechs Kindern, der jüngste gerade sechs Jahre alt, die Steiermark und
kommt nach Wiesau im Fürstentum Sagan/Schlesien. Warum die weite Reise?
Nun, Schlesien und somit auch das Fürstentum Sagan waren damals habsburgisch
und erst seit dem Ende des 1. Schlesischen Krieges, 1742 preußisch. Der
böhmische Fürst
Wenzel Eusebius v. Lobkowitz wurde 1646 Herzog von Sagan und 1671 ging
Wiesau in seinen Besitz über. Der Fürst stammte aus Böhmen, dessen
Glasfabrikation Weltruf genoß, und er übertrug diese einträgliche Industrie
auf seine Saganer Besitzungen; denn in der Niederschlesischen Heide, also
auch bei Wiesau, ruhten in der Erde riesige Quarzsandvorkommen.
Im Jahre 1677 ließ
Wenzel Eusebius v. Lobkowitz in Wiesau eine Glashütte errichten. Es gab
aber seinerzeit in dem kleinen Dörfchen Wiesau bestimmt keine Glasmacher.
Nachweislich wohnten z.B. 1660 im Ort nur wenige Bauern, Gärtner (=
Gutsarbeiter) und Häusler (= Tagelöhner mit kleinem Grundbesitz), die wohl
größtenteils auf dem Vorwek (=Rittergut) ihr Brot verdienten. 1691, also
nach Begründung der Hütte, hatte das Dorf erst 55 Einwohner.
Es wird dem bei Hofe in Wien angesehenen Fürsten nicht schwergefallen sein,
Glasmacher nach Wiesau anzuwerben.
IX Johann Eibenstein
(Eybenstein, Eibensteiner)
Glasmeister in Salla/Steiermark
gest. vor dem 2.11.1692
Der in der Urkunde genannte Ort "Galat" ist nicht zu ermitteln. Es wird
ein Hörfehler oder ein Schreibfehler des Kirchenbuchführers in Nieder
Hartmannsdorf bei Sagan/Schlesien sein, der Salla mit Galat verwechselt
hat.
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Kirche Sankt Peter und Paul in Salla bei
Köflach/Steiermark, gezeichnet von Emmi Singer-Hiesleitner aus dem Buche von
Hans Kloepfer "Sulmtal und Kainachboden, ein steirisches Bilderbuch", Verlag
der Alpenland-Buchhandlung, Graz.
Faksimile aus den Taufmatriken in Salla, die 1645 beginnen.
Traumatriken ab 1645 und das Totenbuch ab 1657 enthalten keine Eintragung
der Familie Eibenstainer. Es sind also keine Kinder dieser Ehe im
Kindesalter verstorben.
Die Ehefrau Justina von Hanns Eibenstainer könnte nach den Taufpaten der
Kinder (Andreas und Gertrud Ernst) zu urteilen, eine geborene Ernst sein.
Über 100 Jahre später am 15. November 1782 läßt Johann Baptist Eybenstaner,
Glasmeister, Dorf 11, seinen Sohn Leopold Eybenstaner taufen. Die Mutter ist
Margarete Bogisch.
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I/61/1660
Clara Eibenstainer
3tio februarius
Baptizatus est infans nomine Clara, des
Hr Hansen Eibenstaner et Justina
uxoris legit. filia.
Patrinus: Gertrudis Erntzin e Sala
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3. Februar
Getauft ist ein Kind namens Clara, des Herrn Hans Eibenstaner und seiner
Ehefrau Justina eheliche Tochter.
Pate: Gertrud Ernst aus Sala
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I/68/1662
Justina Eibenstainer
5to Junius
Baptizata est Justina des Hannsen
Eibenstainer Glasmeister et Justina
uxoris leg. filia.
Patrina: Gertrudis Erntzin, ex Khöflach.
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am 5. Juni
Getauft ist Justina, des Hans Eibenstainer,
Glasmeisters und seiner Ehefrau eheliche Tochter.
Patin: Gertrud Ernst(in) aus Köflach.
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I/78/1664
Georgius Eibenstainer
Nono huius (Aprilis)
Baptizatus est Georgius des Hanns
Eibenstainer, Glasmeisters, et Justina
coniugis leg. filius
Patrinus: Andreas Erntz cario in Khöflach.
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am 9. April
Getauft ist Georg, des Hanns Eibenstainers,
Glasmeisters, und seiner Ehefrau ehelicher
Sohn.
Pate: Andreas Ernst, Zehnteinnehmer in
Köflach
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I793/1667
Gertrud Eibenstainer
octavo Junis
Baptizata est infans nomine Gertrudis,
des Hanns Eibenstainer et Justina
conjugis leg. filiola.
Patrina: Gertrudis Ernstin ex Khöflach
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am 8. Juni
Getauft ist ein Kind mit Namen Gertrud,
des Hanns Eibenstainer und seiner
Ehefrau Justina eheliches Töchterlein.
Patin: Gertrud Ernst(in) aus Köflach.
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I7102/1669
Franciscus Eibenstainer
24. May
Baptizatus est Franciscus des
Hanns Eibenstainer, d. Glasmeister et
Justinae leg. f.
Patrinus: Andreas Erntz, cario
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24. Mai
Getauft ist Franz, des Hanns Eibenstainer,
des Glasmeisters und Justinas ehelicher Sohn.
Pate: Andreas Ernst, Zehnteinnehmer.
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I/108/1671
Carolus Eibenstainer
30. Januarius
Baptizatus est infans nomine Carolus, des
Hanns Eibenstainer d. Glasmeister et
Justina leg. f.
Patrinus: Blasius märz (?)
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am 30. Januar
Getauft ist ein Kind mit Namen Carl, des
Hanns Eibenstainer, des Glasmeisters und
Justina ehelicher Sohn.
Pate: Blasius März (?)
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George Eibenstainer ist also am 9.April 1664 als Sohn des Glasmeisters Hanns
Eibenstainer und seiner Ehefrau Justina geborene Ernst getauft worden.
VIII George Eibenstein
Glas- und Tafelmacher-Altgeselle bei der hochfürstlich-Lobkowitzschen
Glashütte und Bauer in Wiesau
geb. 1664 Salla
begr. Wiesau 25.7.1731
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geh. II
Wiesau Krs.
Sagan
3.1.1707
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Regina Günter
geb. Wellendorf 1686
begr. Wiesau 12.12.1752
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Er wird als kunstreicher Herr, Glas- und Tafelmacher-Altgeselle
beschrieben. Er ist gleichzeitig Bauer (Pauer). Die Glashütten haben in
früheren Zeiten nicht das ganze Jahr gearbeitet, sondern meist vom Herbst
bis zum Frühjahr, so daß Nebenberufe wie Gastwirt, Bauer oft erscheinen.
Er ist in II. Ehe mit der Tochter des Georg Günter, Scholz in Wellendorf
verheiratet, und aus dieser Ehe gehen 4 Töchter und 7 Söhne hervor.
VII Georg Friedrich Erdmann Eibenstein
Tafelmacher bei der hochfürstlichen Glasmacherei, Erbbesitzer und
Gastwirt zu Wiesau
get. Wiesau 24.12.1714
gest. Wiesau 14.4.1760
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geh. I
Wiesau Krs.
Sagan
6.2.1736
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Anne Marie Heusler
geb. Sagan
gest. Wiesau 10.2.1739
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In den Urkunden erscheint er als Tafelmacher in Wiesau, Erbbesitzer und
Gastwirt. Auch wird er in einer Urkunde der
Glashütte Stennewitz vom 26. Oktober 1750 genannt.
Er heiratet die Tochter des Bürgers und Brauereimeisters Christoph Heusler.
Aus dieser Ehe gehen 3 Töchter und 2 Söhne hervor.
VI Johann Michael Eibenstein
Glasmacher-Altgeselle, Erbbesitzer und Gastwirt in Wiesau
get. Wiesau 27.5.1738
gest. Wiesau 27.9.1798
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geh.
Wiesau Krs.
Sagan
25.7.1760
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Anna Franziska Theresia Straf
geb. Wiesau 4.8.1738
gest. Nieder Hartmannsdorf (Wiesau) 6.5.1780
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Auch er wird als Erbbesitzer eines Bauerngutes, Gastwirt und
Tafelglasmacher-Altgeselle bezeichnet. Sein Schwiegervater ist Johann
Maximilan Straf, ebenfalls Tafelmacher und Altgeselle zu Wiesau.
Johann Michael ist zweifelsohne ein bedeutender Mann seines Faches gewesen.
Friedrich der Große beruft ihn 1763 und 1764, die schlesischen Hüttenwerke
zu inspizieren und technische Vorschläge zu machen. In dem Buch "Schlesische
Gläser" von E. von Czihak, erschienen 1891 im Verlag des Museums
schlesischer Altertümer, wird auf den Seiten 157, 158 und 167 darüber
berichtet, auch wird die Wiesauer Glashütte als eine der besten im Lande
bezeichnet. Johann Eibenstein wird auch in der
Geschichte der Baruther Glashütte erwähnt.
Aus dieser Ehe gehen 4 Töchter und 5 Söhne hervor.

Die Glashütte, Kupferstich um 1800
V Johann Anton Jakob Eibenstein
Erb- und Gutsbesitzer und in Wiesau
geb. Wiesau 20.7.1774
gest. Wiesau 10.2.1827
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geh. II
Altkirch über
Sagan
16.5.1809
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Maria Josepha Voigt
geb. 1785
gest. Wiesau 30.10.1875
begr. Nieder Hartmannsdorf (Wiesau) 3.11.1875
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Er ist nur als Erb- und Gutsbesitzer erwähnt, nicht als Glasmacher. Es
läßt darauf schließen, daß er über ein größeres Anwesen verfügte, sicher
weil der Vater durch seine Tätigkeit ein vermögender Mann geworden ist. In
II. Ehe heiratet er Maria Josepha Voigt, die ein Alter von 90 Jahren
erreicht. In der Reihe der Eibensteinschen Ehefrauen wird sie somit die
Älteste. Sie ist die Tochter des Gottfried Voigt, Bauer zu Bergisdorf.
IV
Johann Carl Conrad Eibenstein
Glasmacher und Hausbesitzer in Wiesau
geb. Wiesau 26.11.1811
gest. Friedrichshain 26.2.1869
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geh.
Nieder Hartmannsdorf
15.10.1833
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Henriette Clementine Girbig
geb. Wiesau 23.3.1811
gest. Bischofswerda 24.2.1886
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Er ist der 2. Sohn seiner Eltern und wird zuerst als Glasfabrikant und
Hausbesitzer genannt.
Seine Frau ist die Tochter des Häuslers und Schneiders Christian Friedrich
Girbig in Wiesau.
Johann Carl Conrad Eibenstein läßt sich zwischen 1833 und 1852 in
Friedrichshain bei Forst/Lausitz als Glasmacher nieder.

Glashütte, Glasbläser, - Holzstich von 1878
Aus dieser Ehe gehen 2 Töchter und 6 Söhne hervor. Zwei seiner Söhne,
Johann Franz Hugo Eibenstein (IIIb) und Karl August Heinrich Eibenstein (IIIa)
werden ebenfalls als Glasmacher genannt. Hier wird nur die Linie von Johann
Franz Hugo Eibenstein verfolgt, über die Nachfahren von Karl August Heinrich
Eibenstein liegen aber auch Informationen vor, die auf Anfrage gern
weitergegeben werden. Hier verlassen wir auch die Aufzeichnungen des Anhang
Eibenstein aus der Chronik Götze.
III a
Karl August Heinrich Eibenstein
Glasmacher (Fabrikant) in Friedrichshain und
Bischofswerda
geb. Friedrichshain 15.7.1847
gest. Bischofswerda 23.3.1899
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geh.
Muskau
25.10.1869
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Emilie Bertha Bianca Gundlach
geb. Wiesau 8.7.1850
gest. Bischofswerda 15.4.1933
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III b Johann Franz Hugo Eibenstein
Glasmacher (Fabrikant) in Friedrichshain und
Bischofswerda
geb. Friedrichshain 28.11.1852
get. Friedrichshain 27.12.1852
gest. Bischofswerda 12.9.1902
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geh.
Muskau
27.9.1874
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Franziska Magdalene Mathilde Neumeier
geb. Bißwitz (Friedrichshain?) 25.11.1854
gest. Bischofswerda 11.5.1917
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Johann Franz Hugo Eibenstein 1874
Franziska Magdalene Mathilde Eibenstein
geb. Neumeier 1874
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Johann Franz Hugo Eibenstein zieht von Friedrichshain nach Bischofswerda
und übernimmt dort zusammen mit seinem Bruder Karl August Heinrich
Eibenstein im Jahre 1876, also im Alter von 24 Jahren, eine bestehende alte
Glashütte und führt sie zu ihrer späteren Bedeutung. Grund für den Umzug
nach Bischofswerda war wohl die Einführung von Stadtgas in den Städten und
damit wesentlich bessere Produktionsbedingungen, wurden doch bisher für das
Glasschmelzen riesige Mengen von Holz benötigt.
Im Jahre 1881 wird die neue Glashütte in der Belmsdorfer Straße erreichtet.
Weitere Ausdehnungen erfuhr dieses Werk in den Jahren 1884 und 1901. Die
Firma spezialisierte sich auf die Herstellung von Beleuchtungsglas, aber
auch Trinkgläser wurden produziert.
Die Firma nahm eine bedeutende Stellung in Deutschland und ganz Europa ein.
Es wurden zeitweise bis zu 500 Arbeiter beschäftigt.

Glasmarken der Eibenstein'schen Glasfabrik in Bischofswerda
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RWZR 1925
Etikett
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RWZR 1928
marmoriertes Beleuchtungsglas
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RWZR 1931
Kunstglas
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II Hermann Emil Hugo Eibenstein
Glashüttenbesitzer in Bischofswerda
geb. Friedrichshain 13.04.1876
gest. Bischofswerda 16.3.1927
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geh.
Bischofswerda
8.10.1907
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Martha Helene Appolt
geb. Bischofswerda 2.2.1878
gest. Bischofswerda 27.4.1942
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Er heiratet die Tochter des Oberamtsgerichtssekretärs Heinrich Moritz
Appolt und übernimmt nach dem Tode seines Vaters, zusammen mit seinem Bruder
Karl Heinrich Rudolf Eibenstein die Leitung der Hüttenwerke. Mit Hermann
Emil Hugo Eibenstein, meinem Urgroßvater, endete die Tradition der
Glasherstellung in der Familie Eibenstein um 1920.
Hermann Emil Hugo Eibenstein hatte zwei Kinder, Matthilde Käte Eibenstein
und Johanna Eibenstein.
I Matthilde Käte Eibenstein
Klavierlehrerin
geb. Bischofswerda 19.9.1908
gest. Arnsdorf bei Penig 24.8.1991
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Martha Helene Eibenstein
Matthilde Käte Eibenstein
Hermann Emil Hugo Eibenstein
1912
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