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Templerhaus der Eibensteiner im benachbarten Drosendorf

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Viel spricht dafür, daß alle Templersagen, die sich auf
niederösterreichische Örtlichkeiten beziehen, reine Erfindungen der
Nachwelt, vor allem der Neuzeit sind. So wurden z.B. auch Burgen und Ruinen
(Kollmnitz, Eibenstein, Klösterle, Schimmelsprung, Kamegg, Scharfeneck,
Röthelstein) oft ohne jede Begründung zu ehemaligem Templereigentum erklärt.
Das ist durchaus verständlich, wenn man weiß, daß außerhalb des Ordens, der
sich mit einer Aura der Exklusivität umgab, nur wenige von den wahren
Zielsetzungen der Templer wußten. Schon zur Blütezeit des Ordens gegen Ende
des 12. Jh.s kursierten verschiedenste Gerüchte, die sich natürlich nach dem
tragischen Untergang der Bruderschaft noch verstärkten. Die Tempelherren
mußten demnach einfach eine geheimnisumwitterte Gesellschaft gewesen sein.
Der Orden wurde in den Jahren 1118-1120 zum Schutz der Pilgerwege im Hl.
Land gegründet und widmete sich, durch großzügige Schenkungen und
Privilegien schnell reich und mächtig geworden, in den folgenden Jahrzehnten
vor allem militärische Aktionen. Von allen kirchlichen (und natürlich auch
weltlichen) Autoritäten mit Ausnahme des Papstes unabhängig, war der Orden
völlig autonom. Da sein Sitz möglicherweise genau auf dem früheren Standort
des Tempels Salomon erbaut worden war, nannte man die Ritter bald Brüder des
Tempels, Ritter des Tempels oder einfach Templer. Sie waren gleichzeitig
Ritter und Mönche; ihre Regel orientierte sich an allem, was das
klösterliche Leben betraf, an den strengen Richtlinien der Zisterzienser.
Auch bei ihnen gab es eine Aufteilung der Mitglieder in Kämpfende,Betende
und Arbeitende: Zum kämpfenden Stand innerhalb eines Ordens zählten die
Rittermönche und die dienenden Brüder, d.h. weniger gut ausgerüstete und
meist auch im Waffenhandwerk weniger geübte Ritter, zum betenden Stand
zählten die Kapläne, zum arbeitenden die große Masse der Lohnarbeiter,
Leibeigenen und fronpflichtige Bauern.
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An der Spitze des Ordens stand der auf Lebenszeit gewählte Meister,
heute meist Großmeister genant, weiter gab es z. B. den Schatzmeister/Komtur
des Königreiches Jerusalem oder den für alle militärischen Aufgaben
zuständigen Marschall.
Nachdem der Orden in ganz Europa Niederlassungen gegründet hatte, wurden
ursprünglich sechs Ordensprovinzen weiter aufgeteilt. Überall entstanden
sogenannte Komtureien, Betriebe, deren Erlöse an die jeweilige
Provinzialverwaltung überwiesen wurden. Das mönchische Alltagsleben der
Templer läßt sich heute leicht nachvollziehen, da uns das gesamte aus vier
Büchern bestehende Regelwerk des Ordens erhalten ist.
Nach dem endgültigen Verlust des Hl. Landes im Jahre 1291 verlegten die
Templer, die bereits seit den zwanziger/dreißiger Jahren des Jh.s schwere
Auflösungserscheinungen gezeigt hatten, ihr Hauptquartier zunächst nach
Zypern. In Frankreich, woher nach wie vor der Großteil der Templer stammte
und wo auch der Großteil der Ordensgüter lag, verschlechterten sich gegen
Ende des 13.Jh.s die Beziehungen zum französischen König Phillip IV., dem
der Reichtum und Einfluß des Ordens, der keinen königlichen Befehlen
gehorchte und einen Staat im Staate bilden konnte, nicht geheuer war.
Spätestens seit dem Jahr 1305 kursierten Gerüchte über die Templer, die von
Ketzerei, Sodomie und Götzenkult sprachen.
1307 wurden alle Templer Frankreichs unter der Anschuldigung der Ketzerei
verhaftet, nur wenige Brüder entkamen. Da die Templer keiner weltlichen
Gerichtsbarkeit unterstanden, sondern nur dem Papst, war ihre Gefangennahme
allein schon aus diesem Grund ein illegaler Akt. Im folgenden Prozeß, den
Phillip wahrscheinlich aus Geldgier, Machtstreben und vielleicht aus Haß
initiiert hatte und der später von päpstlicher Seite mitgetragen wurde,
sagten am Ende nach Folterungen und Drohungen die Angeklagten alles, was von
ihnen verlangt wurde, denn wer gestand, der fand Vergebung, doch wer selbst
im Angesicht der Folter schwieg, der wurde als Ketzer verbrannt. Zu den
Vorwürfen gehörten u.a. die Verleugnung Jesu Christi, das Abhalten
heimlicher Versammlungen, auf denen ein magisches Haupt verehrt wurde (Idolatrie),
die Mißachtung der Sakramente, obszöne Praktiken und Homosexualität, die
Absolution durch Laien und Habgier. 1312 verkündetet Papst Clemens V. die
Auflösung des Ordens, dessen gesamter Besitz an die Johanniter fiel.
Gerüchte sprachen schon bald von einem weiterleben des Ordens im Untergrund
oder in anderen Gebieten Europas und von einem verborgenen Schatz der
Templer falls ein solcher überhaupt existiert(e).
Urkundlich nachweisbar besaß der Orden in Österreich nur wenige Besitzungen,
die zudem einer mährischen Kommende unterstanden. Urkunden aus der Zeit
zwischen 1298 und 1303 sowie babenbergischen Urbaren zufolge war der
Templerorden in Fischamend, Rauchenwarth und Schwechat begütert. Weiter gibt
es aus der Zeit der Auflösung des Ordens ein Schreiben Clemens' V. an den
österreichischen Herzog, worin dieser ermahnt wird, in seinen Gebieten
weilende Templer unverzüglich zu verhaften und den zuständigen Bischöfen
auszuliefern. Eine Urkunde aus dem Jahre 1309 berichtet, daß die Templer
"all ihr Gut, das sie haben", zu Fischamend, Rauchenwarth und Schwechat
verkauft haben. Eventuell übriger Templerbesitz wird - wie auch in anderen
Ländern - vom Landesfürsten eingezogen und an die Johanniter oder an den
deutschen Ritterorden vergeben worden sein. Während die Templer in
Frankreich unbarmherzig verfolgt wurden, war die Situation in Deutschland
und wohl auch in Österreich für sie weitaus günstiger: Die meisten von ihnen
gingen bald wieder frei, traten wohl in die zwei anderen Ritterorden über
oder gaben überhaupt die mönchische Berufung auf. Die angebliche Ermordung
von Templern in Österreich im Zuge der Ordensauflösung gehört eindeutig in
das Reich der Sage.
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