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zur Liste Eibenstein
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RUINE EIBENSTEIN
Es wird erzählt, daß das Schloß Eibenstein früher dem Ritterorden der
Templer angehört habe. Ihr unversöhnlicher Feind König Phillip IV. von
Frankreich bewog den Papst Clemens V., den Orden 1312 aus "apostolischer
Fürsorge" aufzuheben, womit eine grausame Verfolgung der Ordensritter
begann. Der auf Eibenstein hausende Templer vermochte zwar eine Zeitlang
seine Feinde zu täuschen, indem er seinem Rosse die Hufeisen verkehrt
aufnagelte und so seine Verfolger über sein Aus- und Heimreiten im unklaren
ließ, bis auch diese List durch seinen Schloßknecht verraten und dem Ritter
bei seiner Heimkehr der Weg zur Burg von Bewaffneten verlegt wurde, so daß
er ohne Aussicht auf Rettung seinem Pferde die Augen verhüllte und sich mit
demselben die steilen Felsen hinab in die Fluten der Thaya stürzte. Heute
noch zeigt der Volksglaube an der Steinwand die hellen und dunklen Flecken
vom Blute des Ritters und seines Rosses.
Aus: Calliano II, S.207-208
Eine etwas andere Version:
SCHRECKENSTEIN
Auf der Burg Eibenstein an der Thaya hauste einstmals ein furchtbarer
Raubritter. Der brandschatzte die ganze Gegend, und Bürger und Bauern
schwuren ihm deshalb Rache. Oftmals lauerten sie ihm auf, ohne ihn
jedoch erwischen zu können, da der Ritter seinem Pferde die Hufeisen
verkehrt aufgenagelt hatte. Auch benutzte er geheime Gänge, durch die er
ungesehen in die Burg und ebenso hinaus gelangen konnte. Lange Zeit kam
man ihm deshalb nicht auf die Spur, so daß das Volk meinte, es sei
Zauberei im Spiel und der Ritter wäre der Teufel. Endlich wurde die List
von einem Burgknecht verraten. Nun wagte man es, die Burg zu stürmen,
und dem Ritter blieb nichts weiteres übrig, als samt seinem Pferde über
die Burgmauer hinab in die Thaya zu springen. Der Sprung glückte, und
der Ritter flüchtete in der Richtung gegen Primersdorf. Als er dort bei
dem Felsen angelangt war, der hart an die Thaya herantritt, wandte er
den Kopf zurück. Im selben Augenblick schlugen aus seiner Burg die
Flammen zum Himmel empor. Darüber erschrak der Eibensteiner so gewaltig,
daß er zu Stein wurde. Deshalb heißt der Felsen Schreckenstein, und noch
heute zeigt sein oberer Teil das behelmte Haupt des Ritters.
Aus: Pöttinger, S.204
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der Schreckenstein vor seiner
Sprengung, in der Mitte sind die Nase und darüber
das Auge des Eibensteiners zu erkennen
(Klick auf das Bild, um es größer zu sehen)
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DIE RUINE EIBENSTEIN
Nach einer anderen Überlieferung sind die Templer im Thayatale nicht auf
Anstiften des Königs Phillip, sondern wegen ihres ungezügelten Lebenswandels
und wegen ihrer Bedrückung der Bauern von diesen an einem Tage überfallen
und ermordet worden. Am allerärgsten traf das Strafgericht den Eibensteiner,
einem Mann von riesiger Kraft und Größe, welcher es von allen am tollsten
getrieben hatte, denn er verschonte weder Magd noch Frau. Aber es war ihm
schwer anzukommen, denn nicht nur, daß er den Witz pflegte, seinem Pferde
die Hufeisen verkehrt anzunageln, sondern er wußte auch sehr gescheit einen
geheimen unterirdischen Ausgang aus seiner Burg zu benutzen, den außer ihm
niemand kannte. Durch diese Kunstkniffe kam er bei dem Landvolke sogar in
den Ruf, daß er mit dem Bösen im Bund stehe; auch hieß es, daß sein Urahne
sogar ein Menschenfresser gewesen sei, und daß auch der Enkel bisweilen
Menschenblut trinke, um sich jung zu erhalten.
Nun besaß der Eibensteiner auch in der nahen Stadt Drosendorf einen
Schlupfwinkel, ein Haus, das aber zum Scheine einem seiner Getreuen gehörte.
In diesem Haus fanden wilde Orgien statt, und manche Unschuld kam hier zu
Falle. Einmal jedoch wehrte sich ein Mädchen derart tapfer, daß der
Eibensteiner unsagbar ergrimmte und das Mädchen so heftig in die Zimmerecke
schleuderte, daß es zu einem formlosen Klumpen zerquetscht wurde und die
Wand nach außen hin eine Ausbauchung zeigte, die als "Jungfernecke" lange
Zeit im Volksmund lebte. Doch noch an demselben Abend, als er verstimmt
heimritt, erreichte den Wüstling die Vergeltung; denn während er in
Drosendorf weilte, war seine Burg erstürmt, die geringe Besatzung
niedergemetzelt und der rote Hahn aufs Dach gesetzt worden. Eben kam er in
die Nähe des Raubnestes, als er die Flammen lichterloh gegen Himmel schlagen
sah. Da erfaßte ihn ein so heftiger Schrecken, daß er zu Stein wurde.
Aus Calliano III, S. 122-124
Die Steinwerdung als göttliches Strafgericht erinnert an die
alttestamentliche Szene von Lots Frau, die nach der Zerstörung Sodoms und
Gomorras Gottes Gebot nicht einhält, sich umblickt und zu einer Salzsäule
erstarrt.
(1 Mose 19)
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